Heuking Kühn Lüer Wojtek berät Mehrheitsaktionär im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens bei der börsennotierten centrotherm photovoltaics AG
Die centrotherm photovoltaics AG ist ein weltweit führender Technologie- und Equipment-Anbieter für die Photovoltaik-Branche. Das Unternehmen stattet Solarunternehmen mit schlüsselfertigen Produktionsanlagen zur Herstellung von Silizium, Solarzellen und Solarmodulen aus. Es war durch die schwierige Situation in der Solarbranche selbst in eine finanziell angespannte Lage geraten. Der Vorstand der Gesellschaft hatte hierauf zusammen mit einem erfahrenen Restrukturierungsteam reagiert und im Sommer letzten Jahres ein Schutzschirmverfahren nach § 270 InsO eingeleitet. Dieses erst seit März 2012 existierende Instrument ermöglicht es einem Unternehmen im Vorfeld einer drohenden Insolvenz in Zusammenarbeit mit den Gläubigern einen Insolvenzplan auszuarbeiten und damit die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung des Unternehmens zu schaffen. Die centrotherm photovoltaics AG ist eines der ersten Unternehmen, welches in Deutschland von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht hat.
Eine weitere Besonderheit war, dass die Aktionäre der centrotherm photovoltaics AG durch den Insolvenzplan nicht alle Aktien verlieren, sondern ihre Beteiligung an der Gesellschaft in reduziertem Umfang erhalten bleibt. Bisher war es üblich, dass Aktionäre in einer Insolvenz ihr Investment vollständig verlieren. In diesem Fall bleiben die Aktionäre hingegen beteiligt, wodurch auch die Börsennotierung der Aktien aufrechterhalten werden konnte. Gleichzeitig erhalten die Gläubiger mittels eines Kapitalschnitts mit anschließender Einbringung ihrer Forderungen im Wege eines Debt-to-Equity-Swap ebenfalls Aktien der Gesellschaft, die treuhänderisch von einer Verwaltungsgesellschaft gehalten werden.
Der Insolvenzplan sieht vor, dass die centrotherm-Gruppe bis spätestens Ende 2015 restrukturiert und saniert wird. Nach erfolgreicher Sanierung soll dann die Verwaltungsgesellschaft die Aktien verkaufen und den Erlös an die Gläubiger auskehren. Ziel ist eine vollständige Befriedigung aller Gläubigerforderungen. Gleichzeitig wird das Unternehmen entschuldet und sowohl Gläubiger als auch Altaktionäre erhalten die Chance, an einer positiven Geschäftsentwicklung zu profitieren. Darüber hinaus bleiben die Arbeitsplätze der derzeit rund 1.000 Mitarbeiter erhalten.
„Die gefundene Lösung stellt aus Sicht aller Beteiligten eine erhebliche Verbesserung gegenüber einer ohne Planverfahren drohenden Regelinsolvenz dar. Das Beispiel centrotherm zeigt, dass die neuen Regularien mehr Spielräume schaffen, um in einer Unternehmenskrise eine auf den jeweiligen Fall maßgeschneiderte Lösung zu finden“, lautet das Fazit des Münchner Partners Boris Dürr, der die Transaktion auf Seiten von Heuking Kühn Lüer Wojtek federführend begleitet hat.
Berater TCH GmbH:
Heuking Kühn Lüer Wojtek, München
Boris Dürr (Federführung, M&A/Gesellschaftsrecht)
Dr. Ulrike Helkenberg (Markenrecht)
Dr. Stephan Degen (Insolvenzrecht)
Alice Ballwieser (M&A/Gesellschaftsrecht)